Sonntag, 12. Januar 2014

Rezension zu "Eins plus eins macht Leben" von Nancy Salchow

Bewegend, ergreifend und unglaublich realistisch

 

Zum Inhalt:
Eins plus eins macht Leben ist die zweite Autobiographie der Autorin Nancy Salchow. Nancy Salchow erleidet Anfang 2013 ein Burnout. Da sie auch in der Vergangenheit bereits mit Depressionen gelebt hat und erkennt, dass es dieses Mal sehr ernst ist und alles, was ihr bisher noch Freude bereitet hat, dieses Mal keinen Halt und Hilfestellung mehr geben kann, begibt sie sich im Februar 2013 zur Behandlung in eine Spezial-Klinik. Auf einem sehr steinigen Weg begegnet sie dem Schicksal der Vergangenheit erneut, setzt sich mit vielen Dingen, die sie nie verarbeitet hat, auseinander, um letztlich eine Entscheidung zu fällen, die nicht nur ihr eigenes Leben verändert und in eine neue Richtung lenkt, sondern auch ein anderes Leben mit neuem Lebensmut und vor allem Liebe bereichert.

In Eins plus eins macht Leben erzählt Nancy, wie es ihr in ihrem neuen Leben nach dem Verlassen der Klinik so ergangen ist, wie sie sich weiterhin mit der Vergangenheit und dem schlimmen Schicksal ihrer Familie befasst, das für ihre eigene Erkrankung und ihren Lebensweg sehr führend war, mit der Vergangenheit Frieden geschlossen und auch im neuen Leben erste Hindernisse überwunden und die Liebe hat siegen lassen.

Meine Meinung:
Ich habe dieses Buch lange Zeit nicht anfangen können aufgrund von Schulstress und einigen privaten Problemen. Jetzt bereue ich es schon, dass ich nicht schon im Dezember damit angefangen habe. Da ich die erste Autobiographie Das Leben, Zimmer 18 und du nicht gelesen habe, war ich recht unvoreingenommen und hatte keine richtige Ahnung, was mich jetzt erwartete. Ich muss gestehen, dass ich recht selten Biographien lese, was meist daran liegt, dass ich sie oft zu trocken und dröge finde. Diese hier hat mich jedoch vollkommen überzeugt. Der Schreibstil ist das erste, was einen als Leser gefangen nimmt und es ist wirklich schwer, wieder aufzuhören wenn man einmal angefangen hat, das Buch oder den eReader in die Hand zu nehmen. Durch das verwendete Präsens in den Erzählungen wirkt es so, als sei der Leser wirklich mit dabei und erlebt das Leben der Nancy Salchow quasi mit ihr mit.  Auch die Rückblenden finde ich großartig eingebaut. Selbst wenn man die erste Autobiographie nicht gelesen hat, kann man immer noch alles durch die einzelnen Rückblenden verstehen.
Auf der ersten Seite des Buches steht: 

Auch diese Geschichte werde ich ohne Lektorat und Korrekturleser veröffentlichen. Ich möchte nichts zerdenken oder verändern, nur um vielleicht elegantere Formulierungen zu finden oder Komma- bzw. Wiederholungsfehler zu begehen. Denn mit jeder Änderung würde ich auch ein Stück Realität verfälschen. Auch diesmal soll alles echt und authentisch sein, eher wie ein Tagebuch. Denn nur so ist dieses Buch wirklich echt. Nur so sind diese Zeilen meine Zeilen.

Das finde ich persönlich besonders berührend. Und so wirken auch die folgenden Kapitel und Erzählungen. Egal, ob es um Nancys Mutter, ihren Bruder Martin oder ihren Freund Bastian geht: Der Leser bekommt alles unverfälscht mit und es fühlt sich so echt und realistisch an, dass es wirklich nur die Wahrheit sein kann.

Dementsprechend fühlen sich auch die Charaktere an: echt, unverfälscht und einfach dreidimensional, wie es bei Buchcharakteren normalerweise der Fall sein sollte. Mir ist schon klar, dass dies eine Biographie ist und kein Roman, und vielleicht fühlen sich die Charaktere deshalb so für mich an. Jedenfalls kann man sich auch gut in Nancys Situation hineinversetzen und auch die Handlungen der anderen Protagonisten nachvollziehen.

Die Themen, die Nancy Salchow in ihrer Biographie anspricht, haben mich persönlich sehr bewegt. Größtenteils geht es hier um Depressionen aber auch Krebs und die Lust am Leben.
Ich habe in meiner Familie bisher noch keine Erfahrungen mit Depressionen gemacht und von daher war dieses Thema Neuland für mich. Durch Nancys Beschreibungen konnte ich aber nachempfinden, wie es auf sie gewirkt haben musste, an ihnen zu erkranken und dass es so schwer sein würde, wieder aus diesem Kreis auszubrechen, hätte ich auch nie gedacht.

Mit dem Krebs hingegen habe ich schon einiges zu tun gehabt, ist meine Urgroßmutter an Brustkrebs gestorben und meine Großmutter vor einem Jahr an ihm erkrankt gewesen. Auch meine Großtante hat die Diagnose Krebs tief getroffen und ein Bekannter von uns starb an einem Hirntumor. Deswegen kann ich die Tagebucheinträge von Nancys Mutter sehr gut verstehen, ihre ganzen Empfindungen, die sie in in die Wörter legt. Mir gefällt es sehr, dass die Autorin das aufgegriffen und vor allem den Mut gefasst hat, den Leser an den Worten ihrer Mutter teilhaben zu lassen. Dies vermittelt wieder das Gefühl, hautnah dabei zu sein und jeder Schicksalsschlag geht dem Leser sehr ans Herz.Ich würde so gerne noch viel mehr schreiben, aber ich weiß einfach nicht mehr was. Dieses Buch hat so einen großen Einfluss auf mich gehabt, dass ich höchstwahrscheinlich noch einige Wochen darüber nachdenken werde bevor ich wirklich damit abschließen kann. Denn wenn man einmal in der Materie drin ist, lässt sie einen nicht so schnell wieder los.

Fazit:
Ich glaube, ich habe noch nie eine so gute Biographie gelesen. Der Schreibstil war unglaublich flüssig und man konnte das Buch in einem Rutsch durchlesen (wenn man etwas Zeit mitbringt). Ich persönlich fand auch nicht, dass es viele Wiederholungen oder sonstige Rechtschreibfehler gab. Die Charaktere haben mir, wie schon erwähnt, sehr gut gefallen. Sie wirken richtig realistisch, wie es auch in jedem guten Roman sein sollte. Die Empfindungen bezüglich Depressionen kann man durch die Beschreibungen der Autorin sehr gut nachvollziehen und so auch als Laie eine Vorstellung davon entwickeln, wie Depressionen auf den Menschen wirken und welchen Einfluss sie auf sein späteres Leben haben. Jeder Schicksalsschlag, den Nancy in der Geschichte um ihre Mutter und ihren Bruder nennt, geht dem Leser so sehr ans Herz und manchmal fragt man sich wirklich wie unfair und bitter doch die Welt ist.
Für eine großartige Autobiographie gibt es auch eine großartige Bewertung. Eins plus eins macht Leben bekommt von mir 5 von 5 möglichen Sternen. Vielen Dank, Frau Salchow, dass Sie dieses großartige Buch und somit Ihre Geschichte mit uns geteilt haben.

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Allgemeine Infos zum Buch:
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 20.11.2013
Aktuelle Ausgabe : 20.11.2013
Verlag : CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN: 9781494229689
Flexibler Einband: 276 Seiten
Sprache: Deutsch

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